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Lust auf Kalligrafieren

 

Über den Pinsel-Zen-Weg konntet ihr unter Zen-Buddhismus einiges lesen und anschauen. Vielleicht habt ihr Lust bekommen, das Ganze mal zu versuchen!

Hier habe ich eine Anleitung für euch, die ihr mit Eltern oder Freunden ausprobieren könnt:

Ihr braucht ein Kissen zum darauf Knien, eine Matte oder Folie als Unterlage für die Papierbögen. Zum Üben ist Zeitungspapier prima, später sind DIN A 3 Blöcke geeignet, wie ihr sie in der Schule benutzt. In Japan nimmt man Reispapier, das ist hauchdünn und fliegt leicht weg. Deshalb nimmt man schön geformte Steine oder andere Beschwerer, die man auf die Ränder des Papiers legt. Es gehört zum Ritual.

Tusche reibenDie schwarze Tusche ist traditionell eine feste Stange und wird auf einem Reibstein gerieben und mit Wasser angerührt. Wir können auch flüssige Tusche nehmen oder auch Wasserfarben. Vielleicht löst ihr den Napf mit eurer Lieblingsfarbe aus dem Kasten. Eine Farbe genügt. Jetzt fehlt nur noch ein möglichst großer, weicher Pinsel.

Nun kann es losgehen:

Der Arbeitsplatz wird sorgsam und ordentlich eingerichtet (das ist genauso wichtig wie Leise sein und nur wenig Reden): auf den Boden das Kissen, davor die Unterlage mit einem Bogen Papier legen. In greifbarer Nähe ruht der Pinsel auf einem Ständer oder etwas Ähnlichem, Tusche oder Wasserfarbe steht bereit.

Meditieren1Auf dem Kissen setzt sich der erste Schreiber im Fersensitz (Seiza) nieder und verneigt sich, wie ihr es vielleicht von der Meditation oder einem Budo-Sport (Judo, Aikido, Taekwondo) her kennt. Die anderen Kinder und/oder Eltern knien sich seitlich daneben. Alle sind konzentriert und beobachten den Vorgang, ohne ihn zu kommentieren oder zu bewerten – weder Lob noch Tadel. Denkt daran, dass es ja nicht so sehr um das Ergebnis geht, sondern „nur“ um den Vorgang selbst. Ihr spürt vielleicht, wie sich eine besondere Harmonie unter euch ausbreitet. Kennt ihr das Sprichwort: „Mit dem Herzen lächeln“?

Ihr habt schon erfahren, dass traditionell zu Beginn eine Linie oder ein Kreis geübt wird; später dann japanische Zeichen (Kanji).

Eine Idee für euch: überlegt euch ein Lieblingswort oder einen kurzen, kraftvollen Satz, der für euch gerade wichtig ist (z.B. „miteinander“, „ ich kann es“, „Freude“, „Yes!“, „alles klappt“) Es kann natürlich in unserer Übung auch mit lateinischen Buchstaben in deutscher Sprache geschrieben werden. Sehr spannend ist auch, ein Symbol zu finden, das zu euren Gedanken oder Gefühlen passt und das nur ihr kennt. Gut geeignet ist auch die liegende Acht.

Dann folgt die Meditation: ihr kniet auf dem Kissen und haltet die Hände ruhig, vielleicht zu einer Schale geformt. Lasst den Atem ruhig fließen und versucht ein paar Minuten die Gedanken kommen und gehen zu lassen ohne sie groß zu beachten.

Danach wird der Pinsel mit eurer Schreibhand aufgenommen, langsam, ganz langsam.

Tusche aufnehmenJetzt kommt der spannende Moment: mit dem Pinsel die Farbe aufnehmen,  und in einer Ausholbewegung den Arm mit dem Pinsel hoch über den Kopf führen, dabei  tief einatmen.

ausholen Dann mit dem ganzen Körper, also den Po von den Fersen abheben, schwungvoll den Pinsel über das Papier gleiten lassen und dabei ausatmen. Sollte die Luft knapp werden, erneut einatmen und beim Weitermalen wieder ausatmen (auch mit geöffnetem Mund und wenn ihr mögt, mit einem Ton).

Pinsel aufsetzenStellt euch vor, dass die ganze Energie aus eurer Körpermitte kommt und sich auf dem Papier zeigt. Man sagt: der Pinsel tanzt!

Nach dem Schreiben wird ruhig und ganz normal weitergeatmet. Langsam den Pinsel an seinen Platz zurücklegen und sich verneigen.

Sehr achtsam (ihr habt nicht vergessen: alles in Zeitlupe!) aufstehen und das Bild von oben betrachten. Ohne zu kommentieren.malen

Der Nächste ist an der Reihe. Ihr wechselt eure Plätze und die Wartenden können dem Schreiber aufmerksam assistieren, z.B. das fertige Bild vorsichtig zur Seite legen und ein leeres Blatt  hinlegen. Denkt daran, alles sehr konzentriert und respektvoll zu tun. In der japanischen Kultur ist Höflichkeit sehr wichtig. VerbeugenVieles, was man bei uns mit einer Hand macht, wird in Japan achtsam mit beiden Händen getan; z.B. eine Türe schließen, eine Tasse halten. Also nicht halbherzig, sondern voll und ganz bei der Sache sein.

Ganz präsent sein, darum geht es. Und das fertige Bild zeigt nun in einfacher Klarheit euer Wort oder Symbol. Ihr könnt es aufhängen, damit es euch erinnert, wenn ihr es anschaut oder verschenken.

Ich wünsche euch viel Spaß beim ausprobieren!

Falls ihr Fragen habt, könnt ihr mir gerne schreiben: astrid@hoerr-mann.de

 

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